Gedanken über Advent - Weihnachten und Neujahr

Tiefsinnige kritische Gedanken und Texte, Artikel geschrieben von Monika Minder, 2021

Weihnachten

Dass an Weihnachten die Geburt Christi gefeiert wird, wissen fast alle. Auch sind sich die meisten Historiker einig, dass es Jesus von Nazareth tatsächlich gegeben hat. Nur weiss man nicht genau, wann er wirklich geboren wurde. Im Jahr 0 eher nicht, weil dieses Jahr gar nicht existierte. Denn eine christiliche Zeitrechnung gab es damals noch nicht. Erst im 6. Jahrhundert wurde diese von einem Mönch namens Dionysius Exiguus eingeführt.

Die Geburt Jesu wird um das 7.-4. Jh. v.Chr. angenommen. Aber, war die Geburt wirklich in einem Stall und vom 24. auf den 25. Dezember? So genau weiss es eben doch niemand. Ab dem 4.Jh. sollen Christen begonnen haben, die Geburt Jesu überhaupt zu feiern. Manche erzählen, dass die Feier mit dem Wintersonnenwendfest zusammen genommen wurde. Aber auch darüber gibt es keine gesicherten Kenntnisse.

Um über Weihnachten nachzudenken, müssen wir nicht bei der Geschichte bleiben. Ob Sonnenwende oder Geburt Christi, beides hat mit der Ankunft von etwas Neuem zu tun, wie das neue Jahr, das wir erwarten und begrüssen. Etwas Neues wird kommen, das wir empfangen dürfen. Ein Geschenk.

Natürlich hoffen und glauben wir, dass alles besser wird. Wir hoffen auf ewigen Frieden und auf Gerechtigkeit für alle, auf weniger Hass und Gewalt. Wie jedes Jahr immer wieder. Und doch verlieren wir uns, wie jedes Jahr immer wieder, in Kommerz und Konsum, und erreichen damit genau das Gegenteil.

Wir könnten uns fragen, gar hinterfragen, was es mit dem materiellen Hin- und Herschenken auf sich hat, mit inhaltsleeren kitschigen Weihnachtsliedern, mit traditionellen Gottesdienstbesuchen, die nur noch an Weihnachten stattfinden, mit der Sehnsucht nach "heiler Welt".

Ein Geschenk ist eine Gabe, eine Aufmerksamkeit, eine Beteiligung... . Inwieweit sind wir als Mensch ein Geschenk für den andern, eine Gabe, die ohne Tauschökonomie funktioniert? Und würde kritisches Nachdenken ebenso inbrünstig ausgeführt wie das Singen von kitschigen Weihnachtsliedern, hätte womöglich das Andere, das Fremde, nicht nur des Weihnachtsfestes, auch das Fremde und Andere in uns, Raum für Erneuerung.

Die Sehnsucht nach einer "heilen Welt", ich sage lieber nach einer gesunden oder gelungenen Welt, braucht einen neuen Spirit. Die Erlösung dieser tiefen Sehnsucht braucht tiefes Fühlen und Denken. Das Neue, das da ankommen will, braucht unser Interesse, unsere Offenheit, unsere Zuversicht, unseren Mut und unsere Echtheit. Zu vieles geschieht nur, weil es gerade modern ist, und weil man gefallen und auffallen will.

Das Desinteresse an der Welt ist fatal.

Um die Welt zu retten, wird es nicht reichen, sich in Parallelwelten, in Parallelindustrien zu flüchten. Es wird nicht reichen, um sich selbst zu kreisen und nur Symptome zu bekämpfen. Um an die Ursache zu gelangen, müssen wir tiefer graben. Das wird Wunden aufreissen, und es wird weh tun. Aber, das muss es uns wert sein.

(© Monika Minder, 5. Nov. 2021)

Artikel veröffentlicht auf www.weihnachtsgedichte-sprueche.net

Advent

Advent hat den Wert des "Etwas oder jemand kommt an" (kommt auf uns zu) im Kommerz der Zeit ziemlich verloren. Ankommen, etwas Neues kann ankommen, kann auf uns zukommen, etwas nicht Vorhersehbares, etwas, das wir nicht selbst planen oder uns backen können. Etwas, das wir aber erwarten dürfen. Ein Geschenk, jedoch nicht im Sinne eines materiellen Geschenkes, das im Advent schnell besorgt und auf Weihnachten erwartet wird.

Was dieses unvorhersehbare Geschenk genau ist, weiss niemand so genau, aber es kann uns auch ausserhalb der Adventszeit begegnen. Vielleicht in Form einer Idee, einer Leidenschaft oder einer interessanten Begegnung, einer Liebe... Philosophen sehen vielleicht im Geist dieses Geschenk, diese Gabe. Was zu unserem Gedanken ganz gut passt, entspringt doch die Idee... aus dem Geist.

Und vielleicht geht es um die Offenheit dieser uns zufallenden Ideen und Möglichkeiten, die unsere Sehnucht auflösen möchte. Warten, wahrnehmen, empfangen/annehmen, ankommen... adventliche Eigenschaften.

Alte mythische und religiöse Bilder des Advent erzählen von Zeiten des Heils, der Befreiung, der Erlösung. Wobei diese Begriffe damals wohl eher in Form von "etwas fällt vom Himmel und alles wird gut" zu deuten ist. Was wiederum mit unserem Gedanken korreliert. Eine Idee fällt uns meist auch aus heiterem Himmel zu. Eine Liebe oder Möglichkeit. Ob wir selbst daraus etwas gestalten, liegt dann wieder in unserer Verantwortung.

Friede, Gerechtigkeit, Hoffnung sind Symbole dieser älteren Adventsbilder. Nach Werten, die wir uns alle sehnen. Werte der Adventszeit, die nichts mit Paradies zu tun haben, nichts mit Konsum. "Heile Welt" ist nichts Bequemes. Wobei ich den Begriff "heil" nicht mag. Gesunde Welt könnte man alternativ sagen oder, was mir noch besser gefällt, eine gelungene Welt?

Es wird etwas Neues kommen, ankommen, ein Geschenk an uns, das wir in der Adventszeit symbolisch bereits ausdrücken. Das Warten auf dieses Neue verkürzen wir uns mit Ritualen. Im Christentum und darüber hinaus wird die Ankunft von Jesus Christus erwartet, der Erlösung bringen soll.

(© Monika Minder, 7. Nov. 2021)

Artikel veröffentlicht auf www.gedichte-zitate.com

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