Gedanken

Gedanken - Texte - Aphorismen geschrieben von Monika Minder, 2018

Neujahrsgedanke

Wir müssen vieles wagen, um anzukommen. Oder, um doch wenigstens zu fühlen, auf dem richtigen Weg unterwegs zu sein. Auch Friede muss man wagen, Freundschaft und Liebe. Für andere Menschen etwas sein, in einer Tat aufgehen, uns vom Mut ergreifen lassen. Heraustreten aus dem nur Wollen, aus dem Zögern und der Flucht in die Gedanken.

(© Monika Minder, 31. Dez. 2018)

Schicksal

Im Laufe eines Lebens haben wir es immer wieder mit Schicksalsschlägen zu tun, mit unglaublichen Ereignissen, die uns erschüttern und aus dem gewohnten Zeitgefühl herausreissen und uns in eine Wolke einnebeln, uns abgrenzen. Manche sind so unfassbar, dass wir sie nicht begreifen können, wie der Unfalltod eines lieben Menschen. Fragen schreien nach Antworten, Gefühle nach Ausdruck. Jetzt brauchen wir vor allem eines: Zeit. Zeit für all die Emotionen, die Fragen, die Gedanken... . Im Wissen, dass wir eines Tages in die Antworten hineinleben. Im Wissen auch, dass Richtungsänderungen ein Neubeginn sind. Ein Geburtstag der anderen Art. Wir leben, und wir haben dieses Leben zu ver-antworten. In dem wir selber immer mal wieder unsere Richtung in Frage stellen, in dem wir in uns hineinhorchen, um zu entdecken, ob es noch stimmig ist mit dem, was wir eigentlich tun. Sind wir schon Gefangene unserer Gewohnheiten und Rituale, ist das Leben noch spannend, erfüllt, erfreut oder hat es seine Süsse, seinen Esprit verloren?

(© Monika Minder, 26. Nov. 2018)

Adventlich leben

Adventlich leben heisst, guter Hoffnung sein. Zu allen Zeiten des Jahres. Im vertrauensvollen Sein sich geborgen fühlen, im zärtlichen Wiegen der Erde. Guter Hoffnung sein heisst auch, Erwartung wagen. Denn, es kommt noch etwas, auf das zu freuen sich lohnt. Und wer weiss, vielleicht ist es ja längst da. Wir können es nur noch nicht sehen. Es bedarf der Aufmerksamkeit, unsere Sehnsüchte und Bedürfnisse, die da tief innen schlummern, zu entdecken und ans Licht zu bringen.

(© Monika Minder, 24. Nov. 2018)

Aufmerksamkeit

Die Advents- und Weihnachtszeit kommt mir manchmal vor, wie in einen lichtlosen Raum hineinleuchten, um sichtbar zu machen, was sich dort verbirgt. Ohne jedoch zu sehen, was sich wirklich verbirgt. Ist uns möglicherweise die Aufmerksamkeit abhanden gekommen? Wir leben in einem Strom von Lichtern, fliessen mit den Anreizen von aussen und lassen uns berieseln. Sind wir höchstens noch aufmerksam abgelenkt oder was interessiert uns wirklich? Müssen wir erst durch einen Schock wachgerüttelt werden, um wieder intensiv am Leben teilnehmen zu können? Wach werden und sich aufmachen Richtung Weihnachten bedarf der Aufmerksamkeit für das, was in mir angelegt ist und ans Licht will. Jeden Sonntag ein Lichtlein mehr...

(© Monika Minder)

Weihnachtsgedanke

Der Weg zu allem Grossen geht durch die Stille, sagt Paul Keller. Vielleicht könnte Stille auch dort sein, wo man seine Mitte gefunden hat. Die Adventszeit lädt ein, uns einen Raum der Stille zu schaffen und zu versuchen mit den ganz eigenen inneren Bedürfnissen und Sehnsüchten in Berührung zu kommen. Loslassen und zulassen und dabei spüren, welche Akzente mein Leben wieder spannender machen würden, welche Dinge ich klären muss, damit es wieder fliesst.

(© Monika Minder, 21. Nov. 2018)

Erwartungszeit

Mit Beginn der Adventszeit stimmen wir uns auf die neue Zeit und das Weihnachtsfest ein. Adventszeit ist Erwartungszeit. Zeit, adventlich zu leben. Aufbrechen zu mehr Menschlichkeit, immer wie mehr unsere Bestimmung, unsere Aufgaben entdecken und sie leben. Das beginnt mit Achtsamkeit. Wo wir wahrnehmen, was wir erleben, woran wir zweifeln, was uns Angst macht, was ermutigt, was empört, was freut, was uns aufrichtet..., lernen wir vertrauen. Vertrauend werden, wertfrei den Anderen und der Welt und sich selber gegenüber verbindet und macht Wesentliches sichtbar.

(© Monika Minder)

Sich aufmachen

Sich aufmachen, damit verbinden wir meist eine Reise. Eine grosse oder eine kleine Reise. Losgehen oder losfahren und irgendwo ankommen. Jede Reise braucht eine Vorbereitung, eine Zeit in der wir Wünsche und Sehnsüchte artikulieren. Wir wollen etwas erleben, heisst, da gibt es eine Sehnsucht von der wir uns vertrauensvoll ziehen lassen. Sich aufmachen bedeutet: losgehen, um etwas zu finden. Was uns auch in uns begegnen wird, wir folgen dem Stern im eigenen Leben.

(© Monika Minder)

Weihnachten beginnt im September

Noch 97 Tage bis Weihnachten. Ich denke über Glitzerzeugs nach, und was die Welt im Innersten zusammenhält. Ich beginne immer rechtzeitig, damit ich vorbereitet bin. Wobei, auf Weihnachten kann man sich eigentlich nicht vorbereiten. Wie man auch die Worte wählt, auf einem Silbertablett kommen sie selten bis nie zurück. Viele werden ihres schweren Gepäcks nicht froh und schleppen es doch immer weiter. Wer kennt noch Tage, die wie ein Anfang sind? Verklebte Augen am Morgen, die keine Lust haben, sich von einem Smartphone betrügen zu lassen. Aber, der Mensch lässt sich gerne betrügen. Die Technik hält ihn auf Trab. Keine Leere, die er aushalten muss. Sie ist es, sie, die Technik, die die Welt im Innersten zusammenhält. So muss es sein. Was wäre der Mensch ohne die Technik? Wo wäre er? Was würde er tun? Er könnte seine verklebten Augen ernst nehmen und liegen bleiben, sich in der bettwarmen Wollust suhlen und sich einfach nur fühlen. Aber nein, er muss aufstehen und Schritte zählen, unwichtige Dinge in technischen Geräten kontrollieren und seinen Verstand wie seine Sinne in dieser Einöde der Verkümmerung zum Opfer fallen lassen.

Wir können nichts voraussehen, aber nach Gestaltung von Geschichte sieht das eher nicht aus. Mehr nach oberflächlicher Unterhaltungswelt in der das Hirn auf den Nachttisch gelegt wird, damit man ja keine verklebten Augen bekommt.

Orte mit wirklicher Menschlichkeit stelle ich mir irgendwie anders vor.

(© Monika Minder 18. Sept. 2018)

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