Gedanken

geschrieben von Monika Minder, 2016

Neues Jahr - neues Glück

Und alles wird neu, weil ich mir vornehme all das endlich umzusetzen, was ich längst umsetzen wollte. All die Strophen, die liegen geblieben sind, will ich endlich singen und die Bücher lesen, die längst gekauft sind, und überhaupt war da noch so viel.

Was war eigentlich vor dem digitalen Zeitalter? Das Geplärre mit dem ewig zu wenig Zeit haben gab es ja schon früher. Dabei wäre es so einfach.

Sie litten alle unter der Angst, keine Zeit für alles zu haben, und wussten nicht, dass Zeit haben nichts anderes heisst, als keine Zeit für alles zu haben.

(Robert Musil 1880-1942, österreichischer Schriftsteller)

* * * HAPPY NEW YEAR * * *

(© Monika Minder, 29. Dez. 2017)

Leben

Ob wir wirklich voll und ganz leben, unsere eigentlichen Möglichkeiten ausschöpfen?

Wie sollten wir, wo unsere Gedanken sich vor allem um Freizeitbeschäftigungen, Internet, Fernsehen, Essen, Kleider etc. drehen, um jede Menge Prestige und Äusserlichkeit. Und wir die Verantwortung gerne an ein "Man" abgeben.

Man muss doch heute Sport machen, dies und jenes gesehen haben, gesund essen, man darf doch nicht...

Wir tun, was man tun muss, wir bewegen uns, wie man sich bewegt, wir reden, wie man redet. Wir bilden uns Meinungen, wie man sich Meinungen bildet, wir urteilen, wie man urteilt... .

"Das Man ist immer dabei, doch so, dass es sich auch schon immer davongeschlichten hat, wo das Dasein auf Entscheidung drängt...", sagt Martin Heidegger, der deutsche Philosoph.

Das ist praktisch und einfach und bequem. Solange wir uns auf ein Man berufen, brauchen wir uns keine Gedanken über unsere eigenen Möglichkeiten, eigenen Bedürfnisse und Talente ... zu machenoder uns gar auf andere, eigenere Wege zu begeben.

Wie schade, ich habe gerade das Gefühl, dass vieles in unserer angepassten, lauten, schnellen Welt verkümmert.

(© Monika Minder, 28. Dez. 2016)

Adventszeit

Kerzenwachs tropft ja heute nicht mehr in den Schnee, oder auf den Teppich, wie früher als ich Kind war. Und welches man nach Neujahr in stundenlanger Feinarbeit mit einem Messer wieder versuchte loszukratzen.

So etwas Echtes wie Schnee und Kerzenwachs sind vom Aussterben bedroht. Wie sollte bei elektrischen Kerzen Wachs ins Glück fallen können, wo sie vor allem an den Ressourcen nagen, diese Stromfresser.

Dass ich mich dieser Lichterleuchtereien jedes Jahr von neuem erfreue wie ein kleines Kind, gebe ich jetzt nur ungern zu. Irgendetwas Magisches muss es damit aber auf sich haben.

An den Lichtern allein kanns nicht liegen. Im Sommer oder in der Südsee hätten sie nicht dieselbe Wirkung. Vielleicht liegt es am Eintauchen in die eigene Weihnachtskindheit, in eine Zeit, die sich geborgen und friedlich anfühlte. Zu Hause sein, mit Freunden, bei Vertrautem...

Darüber so richtig nachgedacht haben wir schon lange nicht mehr. Wie sollten wir auch, wo wir immer so viel zu tun haben.

(© Monika Minder, 9. Dez. 2016)

Novemberstimmung

Das Trübe klopft an die Scheiben. Trostlos fallen ein paar Schneeflocken in den Regen und hüllen die noch leuchtenden Blätter ein. Bald werden alle in die Ewigkeit eingehen, und wir mit ihnen.

Wie trüb sich das Wetter auch zeigt, nicht nur die leuchtenden Blätter sind ein Lichtblick. Es gibt ja tolle Filme, geniale Musik, gute Bücher.... Nichts Schöneres als sich jetzt mit einer Tasse heissem Kakao vor die Glotze zu setzen. Liegen geht auch.

In der warmen Jahreszeit muss "Mensch" ja draussen sein. Was jetzt nicht so wahnsinnig schlimm ist, aber dass er so viel in der Welt herumfurzen muss. Wie wenn's jemand erfunden hätte. Zum Glück hat da auch jemand die kalte Jahreszeit erfunden, damit wir wieder zur Besinnung kommen können. Wenn das überhaupt noch möglich ist.

Wir sollten es vielleicht vermehrt den Katzen gleich tun. Schlafen, fressen, sich kraulen lassen, spielen ... .

Spielen zum Beispiel, soll für gross und klein gesund sein, sagen wichtige Leute. Und wir tun ja gerne das, was andere als "gesund" bezeichnen. Beim Spielen dürfen wir das ausnahmsweise glauben. Zumal verlieren lernen eine wichtige Lektion fürs Leben ist.

(© Monika Minder, 9. Nov. 2016)

Produktion steigern

Kennen Sie diese Videos mit Führungskräfte-Trainings und Lehrgängen zum Management-Trainer? "Steigern Sie die Produktion Ihrer Mitarbeiter, werden Sie immer besser..."

Bla bla bla...

Was bringt es die Produktion zu steigern, wenn so viel Unnützes und Unsinniges produziert wird? So viele Dinge, zu denen wir keinen Bezug mehr haben, die die Umwelt zerstören, die Menschen krank machen, nur die Reichen nähren und die Mächtigen...?

Solange Erfolg mit Sinn verwechselt wird, kann nichts Sinnvolles entstehen und somit nichts, das wirklich zufrieden machen kann.

Irgendwo auf dem Weg zum Erfolg haben wir den Sinn verloren. Und in dem immer lauter werdenden Wachstum irren wir nun desorientiert herum, gehen im Kreis einer Zukunft entgegen, die uns nur noch mehr entfremdet. Keiner stark genug zu sagen: STOPP!

(© Monika Minder)

Der Herbst erzählt sein Lied

Auch die Sonnenblumen müssen sterben. Der Herbst erzählt sein Lied. Wie wenn wir's nicht längst wüssten. Wolkentürme schwärmen derweil neben stahlblauem Himmel von Veränderung. Mein Blick bleibt an ihnen hängen. Wie Blumenkohl vertupfen sie das Bild.

Ich weigere mich die Hoffnung aufzugeben. Manche Nacht schlug schon Wunden und quälte und doch zog immer wieder Friede ins Herz. Wir sind vergangen und vergehen uns. Wir schwimmen auf dem Rücken, lernen dies und das und doch fehlt es an so vielen Worten. Rechtzeitig ausgesprochen, im passenden Ton.

Die Blüten verneigen sich beinahe schalkhaft, wippen hin und her, wie wenn sie sage möchten: dies und jenes geht noch und das Wahre brauchte schon immer seine Zeit.

(© Monika Minder, 31. Aug. 2016)

Die Sache mit den Geburtstagen, dem Sinn des Lebens und der Geduld...

Das mit den Geburtstagen ist ja so eine Sache. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Die einen feiern grosse Feste, andere kleine oder gar keine. Fakt ist, es gibt ihn einfach diesen Tag der Geburt. Geburtstag ist, weil wir auf der Welt sind. Oder umgekehrt.

Menschsein ist "In-der-Welt-sein", sagte der bekannte Philosoph Heidegger.

In-der-Welt-sein tönt ja schon mal ganz nett. Und da wir dieses In-der-Welt-Sein nicht bezweifeln können, müsste es doch irgendwie Sinn machen. Sinn, einfach schon nur, dass wir sind, dass wir hier sind.

Womöglich tut es das nicht von selber oder nicht immer, und wir sind aufgefordert, unserem Leben Sinn zu geben. Ob das unser Aufgabe ist? Aufgaben machen ja ziemlich viel Sinn. Einverstanden, in der Schule war das nicht immer so. Aber als Lebensaufgabe und dann noch für uns selber. Mmmh!

Nur, was wäre denn dieser Sinn des Lebens? Da gehen die Geister auseinander. Die einen sprechen von Qualität, Tiefe, Fülle und Intensität, andere meinen ein paar gute Bücher lesen, nett sein zu den Nachbarn, gesund Essen, Spaziergänge und so oder mit allen in Harmonie leben, andere wiederum möchten Vergnügungen leben ohne Sklave von Lüsten zu sein oder anderen helfen ohne in Altruismus zu verfallen ...

Vielleicht reicht es schon denken und handeln mehr in Einklang zu bringen und im ganz gewöhnlichen Alltag für kleine Zufriedenheiten zu sorgen. Nicht nur wollen, auch tun (Goethe).

Oft ist es ein runder Geburtstag, der uns veranlasst über den Sinn des Lebens, über uns selber nachzudenken. Manche tun es auch an Neujahr. Wobei es dort eher um äussere Dinge geht wie abnehmen wollen oder gesünder essen.... Auf uns selber zurückgeworfen sind wir vor allem nach tiefgreifenden Ereignissen, die das ganze Leben in Frage und auf den Kopf stellen. In dieser Situation ist es schwierig Sinn zu sehen. Gar unmöglich. Er wird sich erst später bilden.

Irgend eines Tages leben wir in die Antworten hinein..., erzählt Rilke in seinem Gedicht über die Geduld:

(Monika Minder, 31. Aug. 2016)

> Gedanken zum Geburtstag

Die Jahreszeiten

Des Jahres Mass füllen vier Zeiten aus..., schrieb John Keats, einer der bedeutensten Dichter der englischen Romantik. Und der Mensch, wie füllt er diese, oder müsste man sagen, seine Zeiten aus? Spriesst ihm im Frühling die Fantasie aus allen Löchern, spinnt er im Sommer nicht nur der Leichtigkeit, sondern auch nach der Erotik des Seins nach, "melanchiert" er im Herbst über die Süsse des Weines oder verpasste Lippen und sinniert im Winter über all das, was er wollte und seufz doch nicht tat?

Oder ist es vielleicht ganz anders und der heutige Mensch merkt von all diesen romantischen Stimmungen der Jahreszeiten nicht wirklich viel? Er ist ja sehr beschäftigt immer mit diesen allzeit bereiten technischen Geräten auf denen er täglich, stündlich, minütlich... Posts, News und so anderes Unnötiges kontrollieren muss.

Mmmh...

wenn er, der Mensch, da nur ohne bleibende Schäden wieder raus kommt.

(© Monika Minder, 26. Juli 2016)

> Gedanken und Zitate

Die Angst

Wenn die Angst immer grösser wird und wir kleiner, wir vor lauter Ohnmacht keinen Ausweg mehr sehen, dann haben wir noch die Möglichkeit, dieser Angst ins Gesicht zu sehen, sie anzunehmen, statt sie mit aller Kraft weghaben zu wollen.

Sie ansehen, heisst auch, sich mit ihr und unserem Leben beschäftigen, denn sie will etwas von uns. Die Sorge für uns wahrnehmen, denn Angst stellt das Leben in Frage.

Seinem Leben gegenüber weniger gleichgültig sein, mit wachen Sinnen wahrnehmen, aussen wie innen, heisst mehr Gegenwart zulassen. Daraus heraus lässt es sich distanzierter ins Gestern schauen und nach vorne gehen.

(© Monika Minder, 15. Jan. 2016)

Ewiges wachsen

In der Hektik kann keine positive Entwicklung entstehen, nur chaotisches Wachstum. Die Natur wäre unser Lehrer, wenn wir sie endlich begreifen und ernst nehmen würden. Sie wächst nur bis zum Herbst, und das in ihrem eigenen Rhythmus, danach zieht sie sich zurück, um im Frühling mit neuen Säften von vorne beginnen zu können. Nur der Mensch hat das Gefühl, ewiges Wachstum sei die oberste Maxime.

(© Monika Minder, 13. Jan. 2016)

Der Mensch ist laut

Kennen Sie das auch, Sie haben sich gerade mit einer Tasse Kaffee auf den Balkon oder Sitzplatz gesetzt um eine wohlverdiente Pause zu geniessen und einfach nur ein bisschen zu "sein" und schon geht es los. Hier eine Motorsäge, die aufheult, dort ein Rasenmäher, jetzt auch noch Motorsensen, die eklatant lauter sind und dann der Hund, der die ganze Nacht schon bellte und überhaupt, ist die Welt einfach nur laut geworden.

Ob der äussere Lärm wirklich nur dazu dient, mehr nach innen zu gehen, was man ja automatisch macht, oder ob er ein Mass angenommen hat, das zu hinterfragen es gilt. Das Mass des Wachstums und des Fortschritts. Wann ist genug genug?

Warum muss jeder nach der Rasenmäher-Ära nun auch noch mit einer Motorsense durch den Feierabend oder das Wochenende hoppeln und an jedem Grashalm ziehen, damit er etwas wegschneiden kann? Wie wenn Gras etwas Gefährliches, gar Schlimmes wäre. Kein Hälmchen darf mehr existieren, kein Blümchen.

Laute Geräte. Ich nehme an, Mann hat sie erfunden und ist stolz darauf. Ob sinnvoll oder unsinnvoll. Auf den Mond und Mars fliegen können sie, aber leise Geräte herstellen, scheint nicht einmal eine Frage zu sein.

Durchaus darf man sich aber fragen, wo ist etwas nur ein Abbild der eigenen Aggressivität, die verschoben und am falschen Ort ausgelebt, oder wo macht sie wirklich Sinn. Und wo sie Sinn macht, erfindet doch bitte Maschinen, die leiser sind.

Ansonsten wäre ich für ein Verbot in Wohngebieten. Mit einer Handsense ging es ja früher auch. Da wollen die Leute immer mehr Bewegung und schaffen sich immer mehr Geräte an. Wie pervers ist das denn? In einigen Bereichen wäre ein Zurück zum Ursprung ein kleines Glück. Man könnte sich viele Energien und Ressourcen sparen. Zudem würde so etwas wie soziale Achtsamkeit entstehen, die dringend nötig ist in einer Welt, die immer kleiner wird und enger, die vor lauter Egoismus und Selbstverwirklichung nur so dahinvegetiert.

(© Text von Monika Minder)

Ein Stück Ewigkeit

Wir tragen durch jede Zeit ein Stück Ewigkeit. Mit jedem Menschen mit dem wir ein Stück des Weges gemeinsam gehen, wird ein Stück von dieser Ewigkeit geweckt, wird etwas Neues entstehen, das schon angelegt war und nur noch geweckt werden muss. Annehmen, blühen lassen und auch wieder in die Welt hinaustragen, heisst einen Hauch von dieser Ewigkeit erfahren.

(© Text von Monika Minder)

Wenn wir unzufrieden sind

Manchmal sind wir unzufrieden über das Leben, über dies und jenes. Manchmal sogar über das Wetter. Alles macht uns hässig, unruhig oder das Gegenteil, müde und schlapp.

Wir projizieren (übertragen) unseren Unmut auf andere Menschen oder auf Situationen und geben diesen der Schuld an unserer Stimmung. Damit lenken wir uns von uns selber ab. Was uns um wichtige Erkenntnisse bringt.

Wenn wir den Fokus bewusst auf uns richten, auf unsere Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Träume..., erhalten wir genug Informationen, um zu sehen, was uns eigentlich fehlt.

Oft geht es nicht einmal um materialle Bedürfnisse, sondern um Aufmerksamkeit, Respekt, gesehen werden, Liebe...

Uns selber besser wahrnehmen, damit wir sehen lernen, was wir für unser Leben brauchen, wohin es gehen soll und wie wir dies umsetzen können, ist schon ein guter Anfang. Ein Anfang, der heisst, ich übernehme Verantwortung für mein Leben.

(© Text von Monika Minder)

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