Kritische Texte

geschrieben von Monika Minder - 2014/2013

Unkonventionell

Stör dich nicht an Unkonventionellem, sonst stehst
du dir nur selber im Weg.

(© Monika Minder, 26.Okt. 2014)

Fernsehen

Es gibt zu viele dämliche und kitschige Sendungen.
Und solche, die auf dem besten Weg sind, es auch
zu werden.

(© Monika Minder, 23.Okt. 2014)

Visueller Lärm

Musikalische Unterhaltungssendungen glänzen vor allem mit visuellem Lärm. Die Musik ist vor lauter Ästhetik und Erotik nur noch Nebengeräusch. Aggressive Lichter, kitschige Werbung, kitschige Menschen, kitschige Musik und alles so ein bisschen gleich und ähnlich... .

(© Monika Minder)

Die Tage werden gestorben

Sommerlang, wärmer und wärmer werden die Tage.
In den Gärten wird Erde gefühlt, Verbundenheit, wird
gegraben, gestorben und gepflanzt bis der Abend
Bäume an die Häuser zeichnet.
Während anderswo Worte gesät werden, die gestorben
sind bevor sie umgegraben wurden. In einer Wolke von
unterkühlten Seelen wird nach Wärme gesucht, wird
Sehnsucht an ein totes Medium gehängt, damit man
nichts fühlen muss.

(© Monika Minder, 20. Mai 2014)

Früher

Früher, als wir noch vieles selber herstellten,
jeder sein Gärtchen pflegte und liebte
und nicht alles im Supermarkt bestellten ... -
Schön war das irgendwie.

Man hatte eine Aufgabe,
sorgte sich um die Ernte, um die Familie
und damit um sich selber... -
Sinn machte das irgendwie.

(© Monika Minder, 13. Mai 2014)

Neulich

Neulich
Las ich wieder
von bedrohten Arten.
Der Mensch war noch nicht dabei.
Er muss noch warten
bis der Wind nicht mehr weht
und von Genf bis zum Bodensee
kein Baum mehr steht.

(© Monika Minder, 13. Mai 2014)

Kalte Zeit der Spötter

Kalte Zeit der Spötter aus deren Münder die pure
Langeweile gähnt. Unzufriedenheit hoch drei.

(© Monika Minder, 28. April 2014)

Die an Zuwendung leidenden

Wenn ich mit all den an Zuwendung leidenden
am Stammtisch sitze und an den Nägeln kaue,
bin ich noch gut dran. Ich kann aufstehen und
gehen ohne mir vortäuschen zu müssen, den
Müll entsorgt zu haben.

(© Monika Minder)

Giftspritzen

Giftige Bemerkungen und scheinheilige Worte
aus Mündern derer, die sich auf einem dünnen
Podest hin- und herbewegen, die den Mund
voll nehmen, damit sie sich mit Gewicht wichtig
machen können und hinter der Ironie ihres
eigenen Theaters spitzige Pfeile schiessen müssen,
die schlussendlich nur ihr eigenes Herz treffen,
dann hat die Unzufriedenheit bereits einen hohen
Preis gefordert.

(© Monika Minder)




Digitales Zeitalter

Metallene Kästchen weisen uns das Leben.
Sie zeigen auf, wie oft, wie lang, wie weit wir
innerhalb einer gewissen Zeit, wie, wo, was und
wann getan oder nicht getan haben oder noch
tun müssen, damit wir ja nicht mehr selber denken
müssen.
Ich zweifel nicht daran, dass es uns bald zeigen wir,
wann und wo wir zu scheissen haben.

(© Monika Minder)




Der Welt den Rücken

In der Stille der Nacht
frage ich nichts mehr.
Es ist mir egal, ob das Wirtschaftswachstum
global über uns hinwegzieht
ohne uns wirklich zu ergreifen,
und ob wir nicht doch besser daran täten,
Dienstleistungen zu verkaufen
als unnötige Produkte zu produzieren.
Es ist mir auch egal, welches Symptom
den Einzelnen beschäftigt und was es
bedeuten könnte, und ob Schokolade
nun gesund sei oder nicht...

(© Monika Minder)




Der Lärm der Unzufriedenen

Der Lärm der Unzufriedenen vergiftet jedes Klima.
Sie verbeissen sich im Frust und reagieren sich in Form
von kleinen Sticheleien, ironischen Bemerkungen,
Unhöflichkeiten und Provoktationen am andern ab.
Giftspritzen des Neides, der Eifersucht und des
Selbstmitleides.

(© Monika Minder)




Leben neu erfinden

Die Depression des 21. Jahrhunderts ist die grosse
Langeweile, die sich im Überfluss, im Überdruss und
in der Zerstreuung zu heilen versucht. Ich bezweifle,
dass ihr das gelingt.

(© Monika Minder, 26. April 2014)




Vorsatz

Man sollte
Langeweile aushalten können,
statt sich mit Oberflächlichkeiten
abzulenken.

Man sollte
Begeisterung entwickeln können,
alles andere ergibt sich von selbst.

(© Monika Minder, 25. April 2014)




Selbstverständlichkeit

Sonne im Überfluss
vertrocknet
so manche Seele.
Nichts ist ermüdender
als
Selbstverständlichkeit.

(© Monika Minder)




Wenn Inhalte fehlen

Wo kein Inhalt mehr glänzen kann,
soll das Grosse, Hohe, Schnelle beeindrucken.

(© Monika Minder)




Gelangweilte

Gelangweilte Menschen,
wo gehen sie hin?
Den Kopf aufs "es werde Licht" gesenkt,
immer und überall auf der Suche
nach dem Sinn.
Immer am Fliehen,
damit der Schatten
das Ich nicht erreicht.

(© Monika Minder)




Bitternis kosten

Bitternis kosten,
Der anderen ihre Schatten auffangen,
das nie Gereifte.
Und doch nicht hassen -
Ein Lächeln senden
und sich an den schönen Blumen erfreuen.

Bitternis kotzen
und irgendwann
konfrontieren lernen.

(© Monika Minder)

Reisezeit

Im Sommer fahren viele Leute ans Meer oder sie fliegen. Das ist heute ja extrem billig. So können es sich viele Menschen leisten. Das ist sozial. Auch, dass dann alle Schuld an der Klimaerwärmung haben können. Das ist gerecht. Daran denken aber die Reisenden nicht.

Jedenfalls gerade dann nicht, wenn es in die Ferien geht. Da hört eh alles auf. Sogar die Liebe zum Fifi. Alltag hinter sich lassen, da kann man wirklich kein Haustier brauchen.

Interessant, was alles ausgeblendet werden kann. Hauptsache weg und hauptsache billig, billiger, am Billigsten. So möchte denn auch dieser Mensch am Urlaubsort weder mit einem kläglichen Bellen, noch mit sterbenden Bäumen, asozialen Arbeitsbedingungen oder sonstigen unschönen Alltäglichkeiten des Ferienlandes konfrontiert werden. Wahrscheinlich wurden deshalb "Touristenhochburgen" gebaut. Damit Mensch abgeschirmt ist von der Realität. Damit er nicht sehen muss.

Mit diesem Verhalten wird nicht nur Qualität ausgerottet, sondern auch soziale Orientierung.

(© Monika Minder, 28. Juli 2013)

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